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Bedeutung und Deutung des Löwenmenschen und der Eiszeitkunst von der Schwäbischen Alb

Zwei Höhlen im Tal der Lone, zwei Höhlen im Achtal – und rund fünfzig, meist nur fragmentarisch erhaltene Figuren aus Mammutelfenbein von diesen Fundplätzen: Das ist bisher die „künstlerische“ Bilanz der archäologischen Forschungen in den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb. Im Unterschied zum Löwenmenschen als mit Abstand größter Skulptur sind diese Figuren nur wenige Zentimeter groß. Sie sind vollplastisch, halbrund oder als Relief gearbeitet und stellen in der Regel Tiere dar, die während der letzten Eiszeit auf der Schwäbischen Alb lebten. Nur rund die Hälfte der Figuren ist jedoch so erhalten, dass sie sicher oder annähernd zweifelsfrei identifiziert werden können.

Über die Hälfte der Figürchen stammt aus der Vogelherdhöhle im Lonetal, die bereits 1931 entdeckt  und ausgegraben worden war. Berühmt sind die Figuren eines Mammuts und eines Wildpferds. An beiden wird deutlich, dass die Tiere nicht rein naturalistisch wiedergegeben sind. Beim Mammut ist der massige Körper und der mächtige Kopf betont, beim Pferd der Hals überlang dargestellt. Die Beine dagegen sind auf kurze Stummel reduziert. Bemerkenswert ist außerdem ein in zwei Bruchstücken erhaltenes Löwenköpfchen, das besonders fein gearbeitet ist. Es wurde erst nach der Grabung wohl in der Abraumhalde vor der Höhle entdeckt. Im Profil verglichen ähnelt es verblüffend dem Kopf des Löwenmenschen.

Von den Höhlen im Achtal machte zuerst das Geißenklösterle bei Blaubeuren-Weiler von sich reden, eine nur wenige Meter tiefe, erst 1958 entdeckte Höhle. Schon kurz nach der Aufnahme systematischer Ausgrabungen wurden 1974 nahe der rückwärtigen Felswand zwei stark fragmentierte Tierfigürchen gefunden, die sich als Teile eines Mammuts und eines aufgerichteten Bären erwiesen. Wenige Meter davor fanden sich eine winzige Bisonfigur und ein knapp vier Zentimeter langes Elfenbeinplättchen mit einer Darstellung im Relief.

Als vierter Fundplatz kleiner Elfenbeinfiguren gesellt sich der Hohle Fels bei Schelklingen dazu. Dort wurden bei den neuen, 1999 aufgenommenen planmäßigen Ausgrabungen im Eingangsbereich der Höhle mehrere Schnitzereien entdeckt, unter anderem ein kleiner Pferdekopf, vermutlich das Fragment einer größeren Figur und die grazile Schnitzerei eines Vogels, wahrscheinlich ein Wasservogel im Flug oder beim Tauchen.

Sensationell war 2008 die Entdeckung der sog. "Venus vom Hohle Fels". Die wenige Zentimeter große Frauenfigur ist anstelle des Kopfes mit einer Öse versehen. Die Formgebung erinnert an die Frauenstatuetten des jüngeren Gravettien (z.B. die "Venus von Willendorf"), fällt aber deutlich archaischer aus. Das Figürchen gilt bisher als einzige sichere Menschendarstellung im Figurenensemble vom Beginn der Jüngeren Altsteinzeit auf der Schwäbischen Alb.